Strahlentherapietechnik
Bei der Strahlentherapie unterscheidet man grob in Teletherapie und Brachytherapie. Bei der Teletherapie wird die bestrahlte Region von außen mit einiger Entfernung durch die Haut (perkutan) bestrahlt. Bei der Brachytherapie hingegen wird die Strahlenquelle nah an den Tumor, in den Tumor, in den Körper oder auf die Haut herangeführt.
Neuer Strahlentherapie-Standort in Wolfratshausen
Im Oktober haben wir unseren neuen Strahlentherapiestandort in Wolfratshausen eröffnet!
Wo können Sie eine Strahlentherapie durchführen lassen?
In unserem Praxenverbund bieten wir eines der wichtigsten Therapieverfahren zur Behandlung von Tumoren an. Die Strahlentherapie bösartiger Krebszellen ist sehr effizient, da die Strahlen gezielt auf Tumorzellen gerichtet werden können, während das gesunde Gewebe weitestgehend verschont bleibt.
Wie funktioniert eine Strahlentherapie?
Alle Patient:innen erhalten einen individuell auf ihre Tumorerkrankung abgestimmten Behandlungsplan. Unser Team aus Ärzt:innen und Strahlenphysiker:innen wählt dafür modernste Behandlungstechniken und ermittelt die optimale Dosis der Bestrahlung für die Patientin oder den Patienten.
Die Strahlentherapie kommt bei einer Krebsbehandlung entweder allein oder in Kombination mit einer Operation und/oder einer Chemotherapie (Radiochemotherapie) zum Einsatz. Wird sie vor der Operation eingesetzt (neoadjuvant), hilft sie den Tumor zu verkleinern, um eine Operation so minimal invasiv wie möglich zu gestalten. Die Strahlentherapie kann auch – nach der Operation (adjuvant) eingesetzt – dazu beitragen, das Rückfallrisiko zu senken.
Mit der Radiotherapie in palliativer Intention können Schmerzen und Symptome von Tumorerkrankungen gelindert werden.
Funktionsweise der Strahlentherapie
Bei der Strahlentherapie wird ionisierende Strahlung oder Teilchenstrahlung eingesetzt, um Tumorzellen zu zerstören. Ziel ist das Unterbinden der Zellteilung bösartiger Zellen, um das Tumorwachstum zu reduzieren und die Krebszellen möglichst umfassend und endgültig zu beseitigen.
Neben der Bestrahlung von bösartigen Tumoren bietet die Radiologie München auch die Therapie von chronischen Entzündungen sowie von schmerzhaften Gelenk- und Weichteilerkrankungen mit sehr niedrig dosierten Strahlen an.
Behandlungstechniken bei der Strahlentherapie
Die Strahlentherapie arbeitet mit verschiedenen Behandlungstechniken – wir konzentrieren uns auf die VMAT, IMRT und SRS.
Dynamische Rotationsbestrahlung (VMAT)
Bei der VMAT (engl. Volumetric Intensity Modulated Arc Therapy) handelt es sich um eine Weiterentwicklung der IMRT und die derzeit fortschrittlichste Bestrahlungstechnik an einem Linearbeschleuniger. Die Vorteile liegen in:
Während der Bestrahlung rotiert der Kopf des Bestrahlungsgerätes um die Patientin oder den Patienten. Dadurch werden Behandlungszeiten von unter 2 Minuten anstelle von 10-20 Minuten möglich. Die VMAT-Technik ist bei uns Standard und wir haben langjährige Expertise in physikalischer Planung dieser Behandlung.
Intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT)
Die zu bestrahlende Region millimetergenau an Form und Kontur des Tumors anzupassen – das ist immer unser Ziel. Bei der IMRT wird der Tumor aus unterschiedlichen Richtungen bestrahlt. Gleichzeitig kann so die Intensität einzelner Bestrahlungsfelder durch Bleilamellen im Strahlerkopf (MLC = Multi Leaf Collimator) während der Bestrahlung variiert werden. Die Dosis kann exakt dort platziert werden, wo sie zur Vernichtung des Tumors notwendig ist, unter gleichzeitiger Schonung des angrenzenden Gewebes und anderer Organe.
Radiochirurgisches Verfahren (SRS)
Das SRS-Verfahren (engl. Stereotactic Radiosurgery) erreicht eine sehr hohe Genauigkeit bei der Bekämpfung von Tumoren und Metastasen. Dabei wird mit einer hohen Dosis in wenigen Sitzungen der entsprechende Bereich wirksam bekämpft. Selbst wenn der zu behandelnde Befund sehr nah an strahlensensible Organe heranreicht oder sogar in einem derartigen Organ lokalisiert ist, kann mit der Radiochirurgie schonend und meistens ohne Nebenwirkungen therapiert werden. Zusammen mit der modernsten derzeit verfügbaren Technik bieten wir Ihnen unsere langjährige Erfahrung auf diesem Gebiet für Ihre individuelle Hochpräzisionstherapie.
Welche Krebsarten werden hauptsächlich bestrahlt?
Hyperthermie
In einigen Fälle verhindert die schlechte Durchblutung des Tumorgewebes eine erfolgreiche Behandlung. Hier erzielt unser Spezialist:innen-Team mit einer gezielten Erhitzung (Hypterhermie) eine erhöhte Empfindlichkeit des Tumorgewebes auf die Strahlentherapie.
Bei der Kombination von Hyperthermie und Bestrahlung werden vor allem bei Haut- und Brustkrebs sehr gute Therapieerfolge erreicht. Voraussetzung ist aber, dass sich der Tumor nicht mehr als 2 Zentimeter unter der Haut befindet. Die schonende Methode bedarf nur einer wöchentlichen Behandlung über einen Zeitraum von etwas mehr als einem Monat und wird vor der eigentlichen Strahlentherapie angesetzt.
Diese wöchentliche Oberflächenhyperthermie mit anschließender Bestrahlung gibt es in Europa nur wenige Male – bayernweit aktuell nur in der Radiologie München.
Begleitende Maßnahmen bei Strahlentherapie
Die Begleiterscheinungen einer Bestrahlung können mitunter auch intensiver ausfallen – von Schmerzen im Gewebe rund um das Bestrahlungsgebiet bis hin zur Entzündung der Schleimhäute. Für die Verringerung dieser Nebenwirkungen wenden wir unter anderem die Low-Level-Lasertherapie und die Low-Level-Laserakupunktur an.
Low-Level-Lasertherapie
Bei der Low-Level-Lasertherapie (LLLT) werden bestimmte Bereiche mit einem niederenergetischen Laser bestrahlt. Dabei behandeln wir sowohl Flächen als auch bestimmte Punkte direkt. Hauptanwendungsbereiche im Nebenwirkungsmanagement:
- Behandlung von Mukositis (Schleimhautentzündungen)
- Dermatitis (Hautreizungen)
- Wundheilungsstörungen
- Schmerzen
Die Therapie kann auch vorbeugend mit dem Beginn der Bestrahlung eingesetzt werden, um zu erwartende Nebenwirkungen abzuschwächen. Sie ist gering belastend und nebenwirkungsfrei.
Low-Level-Laserakupunktur
Bei der Laserakupunktur verbinden wir modernste Laser-Medizin mit traditioneller fernöstlicher Medizin. Die Akupunkturpunkte werden jedoch nicht mit einer feinen Nadel gestochen, sondern mit punktuellem Laserlicht schmerzlos stimuliert oder sediert.
Als Regulationstherapie kann sie energetische Blockaden lösen und zum Wohlbefinden beitragen. Auch typische Nebenwirkungen einer Strahlen- oder Chemotherapie lassen sich gut beeinflussen, insbesondere Beschwerden wie Übelkeit, Müdigkeit und Schwäche (Fatigue), Angst und Unruhe. Als komplementäre/integrative Behandlungsmethode kann die Laser-Akupunktur daher, begleitend zur Strahlentherapie, sehr hilfreich sein.
Was ist vor der Strahlentherapie zu beachten?
Vor der ersten Strahlentherapie findet ein ausführliches Beratungsgespräch mit Ihrem behandelnden Arzt bzw. Ärztin statt. In diesem Gespräch werden Sie über Ihren Behandlungsplan informiert. Zudem werden mit Ihnen die Einzelheiten der Behandlung besprochen, ebenso was Sie am Tag der Behandlung beachten müssen. Die Ärztin oder der Arzt informiert Sie, ob die Behandlung ambulant oder stationär stattfindet, welche Unterlagen Sie mitbringen müssen und an wen Sie sich konkret wenden können, wenn es Ihnen nach der Behandlung schlechter gehen sollte.
Üblicherweise müssen Sie nicht nüchtern sein. Ausnahmen bestehen bei der Bestrahlung von Magen oder Darm oder bei manchen Formen der Brachytherapie. In diesen Fällen darf ab 22 Uhr des Vortags nichts mehr gegessen und getrunken werden. Genaue Auskunft dazu erhalten Sie vorab beim Gespräch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.
Können Sie Ihre Medikamente weiter nehmen?
Bitte teilen Sie Ihrem Strahlentherapeuten bzw. Ihrer Strahlentherapeutin vorab mit, welche Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel Sie aktuell oder regelmäßig einnehmen. Einige Medikamente müssen vorübergehend abgesetzt oder ersetzt werden, weil sie Einfluss auf die strahlentherapeutische Wirksamkeit haben können.
Was sollten Sie für eine Strahlentherapie anziehen?
Generell empfehlen wir, bequeme Kleidung zu tragen. Allerdings müssen Kleidungsstücke und Schmuck vor der Behandlung ausgezogen werden, die innerhalb des Bestrahlungsfelds liegen. Make-Up und Pflegeprodukte sind in der Regel unproblematisch.
Darf ich mit einem Herzschrittmacher oder Defibrillator bestrahlt werden?
Bei wichtigen elektronischen Geräten, wie Herzschrittmachern und Defibrillatoren, kann die Funktion durch eine Bestrahlung möglicherweise beeinträchtigt werden. Bitte informieren Sie Ihren Strahlentherapeuten bzw. Ihrer Strahlentherapeutin frühestmöglich, um abzuklären, ob diese Geräte im Behandlungsbereich liegen.
Bitte achten Sie während der Untersuchung auf mögliche Symptome wie Herzrasen, Atemnot oder Schwindel, um die Behandlung rechtzeitig abbrechen zu können.
Darf ich mit einem künstlichen Gelenk bestrahlt werden?
Grundsätzlich stellt ein künstliches Gelenk oder eine Prothese bei der Strahlentherapie kein Problem dar. Unter Umständen muss die Prothese in den Behandlungsplan aufgenommen werden, falls es sich im Behandlungsbereich befindet.
Gibt es Einschränkungen für Schwangere?
Schwangere Frauen dürfen sich dieser Behandlung aufgrund der teilweise hohen Strahlenbelastung nur bedingt unterziehen. In bestimmten Stadien der Schwangerschaft kann es beim ungeborenen Kind zu Fehlbildungen oder Entwicklungsstörungen kommen. Für das Kind bestünde dann ein erhöhtes Risiko, an Krebs oder Leukämie zu erkranken.
Falls bei Ihnen eine Schwangerschaft besteht oder bestehen könnte, bitten wir Sie, das mit Ihrem Strahlentherapeuten bzw. Ihrer Strahlentherapeutin sofort zu besprechen. In diesem Fall empfiehlt sich die Therapie bis zur Geburt des Kindes zu verschieben oder alternative Behandlungsmethoden mit einer geringeren Strahlenbelastung zu berücksichtigen.
Wie läuft die Strahlentherapie ab?
Bevor die Behandlung der Tumorzellen starten kann, sind Voruntersuchungen notwendig, um die Therapie genau zu planen. Meist wird zu Beginn eine Computertomographie, manchmal zusätzlich eine Magnetresonanztomographie angefertigt. Anhand der Bilddaten ermittelt und markiert das Team aus Ärzt:innen und Strahlenphysiker:innen die zu bestrahlende Körperstelle (Bestrahlungsfeld) und erstellt einen Therapieplan.
Teletherapie
Um bei der hochenergetischen Bestrahlung nur die Krebszellen zu zerstören und das gesunde Gewebe um den Tumor zu schützen, ist es notwendig, den Körper während der Behandlung nicht zu bewegen. Die Körperteile um das Bestrahlungsfeld werden mithilfe von Lagerungshilfen wie Vakuummatten, Masken, Bauchpressen etc. fixiert. Auf diese Weise bewegt sich Ihr Körper um die bestrahlte Körperstelle nur minimal bis gar nicht, was zu deutlich weniger Nebenwirkungen und Strahlenschäden führt.
Die tatsächliche Bestrahlungssitzung ist bereits nach nur wenigen Minuten oder Sekunden abgeschlossen. Die Behandlung ist schmerzlos, die Strahlen sind weder zu sehen, zu riechen noch zu hören. Das medizinische Personal verlässt während der Bestrahlung den Behandlungsraum. Durch spezielle Kamerasysteme und ein Mikrofon steht die Patientin oder der Patient jederzeit mit dem behandelnden Personal in Kontakt.
Brachytherapie
Um das gesunde Gewebe bestmöglich zu schützen und nur die Krebszellen gleichmäßig der Bestrahlung durch das Radionuklid auszusetzen, müssen die Applikatoren oder Führungshülsen vor der Behandlung im Körper eingeführt werden. Je nach Behandlungsmethode und Körperstelle ist dafür eine örtliche Betäubung oder Narkose sinnvoll.
Die einzelne Behandlung ist wie bei der Teletherapie nach nur wenigen Minuten vorüber. Das Radionuklid wird danach entfernt. Abhängig von der Behandlung verbleiben die Führungshülsen zwischen den Bestrahlungen im Körper oder sie werden entfernt. Ihr Ärzteteam informiert Sie hierzu vorab.
Welche Nebenwirkungen gibt es bei einer Strahlentherapie?
Die Bestrahlung zielt darauf ab, das Zellwachstum und die Verbreitung der Krebszellen im Körper zu bremsen. Unsere Spezialist:innen wählen dabei das Bestrahlungsfeld so, dass umliegendes gesundes Gewebe bestmöglich geschont wird. Trotz alles Schonung kann es zu Nebenwirkungen kommen.
Die Bestrahlung kann unter anderem die blutbildenden Zellen im Knochenmark beeinträchtigen. Rote Blutkörperchen sind für den Sauerstofftransport verantwortlich. Werden weniger rote Blutkörperchen gebildet, kann die Sauerstoffversorgung im Körper beeinträchtigt werden. Deshalb kann die Patientin oder der Patient nach der Behandlung eine Erschöpfung („Fatigue“) feststellen.
Weiße Blutkörperchen hingegen sind für die Immunabwehr wichtig: Zu wenige weiße Blutkörperchen können die Immunabwehr des Körpers senken, weshalb der Patient bzw. die Patientin anfälliger gegenüber Erkrankungen ist. Blutplättchen sind für die Blutgerinnung verantwortlich. Zu wenige Blutplättchen können demnach zu Blutungen führen.
Reizung der Schleimhäute, Haut, Haarausfall
Bei der Strahlenbehandlung werden Schleimhäute der Organe und Gewebe gereizt, die im Bestrahlungsfeld liegen. Sind die Schleimhäute angegriffen, können Entzündungen, Schwellungen, Infektionen, Durchfälle, Darmbeschwerden und Schmerzen auftreten.
Ähnlich wie Schleimhäute, wird auch die Haut bei der Bestrahlung beeinträchtigt. Mögliche Folgen sind sonnenbrandähnliche Rötungen oder ein Spannen oder Jucken der Haut im Bestrahlungsfeld. Manchmal ist auch eine Austrocknung oder eine Vernarbung zu beobachten.
Die Strahlentherapie kann zu Haarausfall führen. Allerdings wird im Gegensatz zur Chemotherapie nur ein regional abgegrenzter Körperbereich bestrahlt. Abhängig von der Strahlungsintensität kann es an dieser Stelle zu Haarausfall kommen.